Im zweiten Panel des Berliner Archivtags wird es um Quellen der Zuwanderung in Berlin gehen. Diese Quellen stellen bislang in keinem Berliner Archiv einen Sammlungsschwerpunkt dar. Stattdessen werden eher zufällig im Rahmen von Projekten Materialien eingeworben. Dabei ist die Geschichte Berlins ohne die zahlreichen Einwanderer nicht zu erzählen. Über die Jahrhunderte haben viele Migranten hier ihre Spuren hinterlassen. So kamen im 17. und 18. Jahrundert zunächst Hugenotten aus Frankreich und dann Böhmen. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert ließen sich Schlesier, Masuren und Pommern hier nieder. Und seit den sechziger Jahren kamen Südeuropäer, Türken und Vietnamesen als Gastarbeiter in die Stadt. Doch will man etwas über ihre Geschichte und ihren Alltag wissen, gibt es bislang in Berlin dafür keinen Ort.
Auch in anderen Städten gibt es erst wenige Einrichtungen, die zum Thema Migration Bestände aufbauen. Besonders die Stadtarchive in München und Dortmund sind dabei sehr engagiert. Und in Köln gibt es das Dokumentationszentrum über die Migration in Deutschland(DOMiD), das Zeugnisse zur Geschichte der Einwanderung in Deutschland mit dem Ziel sammelt , sie einmal in einem zentralen Migrationsmuseum zu zeigen. Das migration-audio-archiv sammelt erzählte Migrationsgeschichten, mittlerweile von fast 150 Frauen und Männern, die davon berichten, wie und warum sie nach Deutschland gekommen sind und wie sie empfangen und aufgenommen wurden. Die Berichte kann man online anhören.
In diesem Panel werden nun Safter Çınar vom Türkischen Bund Berlin-Brandenburg und
Evangelia Daskalaki von der Hellenische Gemeinde zu Berlin darüber sprechen, was ihre Organisationen tun, um diese Quellen zu sichern, und was sie von den Archiven erwarten. Stefan Butt vom Archiv im Böhmischen Dorf wird davon berichten, wie sein Archiv solche Quellen, nämlich Dokumente zur Einwanderung von Böhmen, seit einiger Zeit fachgerecht bewahrt.
Im anschließenden Gespräch soll überlegt werden, welche Materialien von welchen potentiellen Archivgebern in Frage kommen (Sammlungen, Fotos, Nachlässe, Unterlagen der Verbände), wie man für deren Sicherung und Erhaltung sorgen kann, wo diese archiviert werden sollten und wer sich dafür verantwortlich fühlen sollte.