Das Ausstellen von Nachlässen, noch dazu denen von Schriftstellern, gehört zu den anspruchsvollen Aufgaben. Ein besonders gelungenes Beispiel dafür ist noch bis zum 10. Januar 2016 in der Akademie der Künste am Hanseatenweg zu sehen: Arno Schmidt. Eine Ausstellung in 100 Stationen.
Der Ausstellungsraum ist dunkel gehalten, dicke Teppiche dämpfen die Schritte und alle Geräusche. Das einzige Licht fällt aus 100 beleuchteten Kästen, die gleichsam im Raum zu schweben scheinen. Die Exponate darin, u. a. Manuskripte, Briefe, Bücher, eine Lederjacke, eine Aspirinschachtel, sind verbunden mit Zitaten aus Schmidts Werken und Erläuterungen zu seinem Leben und bieten so einen ungeahnten Raum für Assoziationen. Dazu trägt auch bei, dass die Ausstellungsstationen zu Gegensatzpaaren geordnet sind: Tradition und Avantgarde, krank und gesund, links und rechts, Antike und Zukunft.
Im Zentrum der Ausstellung sind Schmidts Zettelkästen zu sehen, in denen er mit winziger Schrift notierte Stichworte, Fragmente, Zitate sammelte. Ergänzt werden die realen Zettelkästen durch einen virtuellen. Ein Computerpanel bietet 100 Schlagwörter an, nach deren Auswahl dazu passende Arno-Schmidt-Zitate in einer Rundprojektion erscheinen. Die sich bewegenden Wörter scheinen förmlich über der Ausstellung zu schweben. Gerade die vielen Assoziationsmöglichkeiten und die großartige Ausstellungsarchitektur machen diese Präsentation zu einem bleibenden Erlebnis. Fazit: Unbedingt ansehen!
Dieser positiven Ausstellungsrezension kann ich mich nur anschließen. ich finde es erstaunlich, wie viele Alltagsgegenstände im Nachlass erhalten geblieben sind und sehr eindrucksvoll, wie diese in der Ausstellung eingesetzt und mit Text und Wort verbunden sind. Schriftstellerei wird als Lebenspraxis erfahrbar.