Im Politischen Archiv des Auswärtigen Amts (PA AA) werden seit einigen Jahren systematisch die Akten der deutschen Auslandsvertretungen aus der Zeit bis 1945 erschlossen. Nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die jüngste Zeit konzentrierte sich die wissenschaftliche Benutzung vor allem auf die wichtigeren und weit klarer strukturierten Akten der Zentrale des Auswärtigen Amts. Wo letztere aber Lücken, die in der Regel kriegsbedingt erfolgten, aufweisen, bilden die Akten der Auslandsvertretungen in manchen Fällen eine wichtige Ersatzüberlieferung.
Sie gelangten in großem Umfang erst 1938 in das PA AA, als die Vertretungen aufgefordert wurden, ihre Archive abzuliefern. Weiteren Zugang erhielten diese Bestände in den 1950er Jahren, als nach der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen die Altakten der reaktivierten Vertretungen an das Auswärtige Amt und damit in das PA AA gegeben wurden.
Insgesamt sind die Lücken hier weit größer als bei den Akten der Zentrale. Die Akten von rund 300 diplomatischen und konsularischen Vertretungen sind unterschiedlich dicht und gut überliefert. Vielfach haben Auslandsvertretungen ihre Archive beim Abbruch der diplomatischen Beziehungen vernichtet, um sie nicht in die gegnerischen Hände fallen zu lassen. Einzelne Reichsvertretungen, die in neutralen oder besetzten Staaten bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs bestanden, haben diese Vernichtung erst 1945 vorgenommen. Bei nur teilweise erhaltenen Beständen sind die Akten häufig bis zu einem bestimmten Grenzjahr vollständig vorhanden. In anderen Fällen dagegen ist die Überlieferung in sich zeitlich lückenhaft. Der Erhaltungszustand erlaubt mitunter nur eine eingeschränkte Benutzung.
Deshalb ist neben der inhaltlichen Erschließung der Akten deutscher Auslandsvertretungen die physische Aufbereitung des Schriftguts wichtig. Häufig ist es lose und in großen Paketen zusammengebunden. Es müssen Akteneinheiten gebildet und in säurefreie Mappen eingebettet werden. Anstelle der alten „Paketnummer“ werden die neuen Aktenbände laufend durchnummeriert. Der Name der Auslandsvertretung und die Nummer sind für die Bestellung im Lesesaal ausreichend.
Unlängst ist der Aktenbestand des deutschen Konsulats in Linz aus der Zeit von 1920-1938 erschlossen worden. Inhaltlich handelt es sich um Personalien, Ordensverleihungen, Rechts- und Wirtschaftsangelegenheiten, aber vor allem um die politischen Beziehungen zwischen Deutschland und Österreich in den zwanziger und dreißiger Jahren. Ausführlich ist die Bekämpfung nationalsozialistischer Aktivitäten und Organisationen in Österreich unter Bundeskanzler Engelbert Dollfuß dokumentiert. Die Veränderungen des Verhältnisses von Österreich zum Deutschen Reich unter Bundeskanzler Kurt Schuschnigg, v.a. nach dem Juliabkommen vom 11. Juli 1936, sind ebenfalls abgebildet.
Bei der Verzeichnung dieses Bestandes wurde deutlich, dass das Schriftgut der Auslandsvertretungen nicht nur Ersatzüberlieferung der Akten der Zentrale des Auswärtigen Amts ist, sondern manchmal auch Stücke enthält, die nie in die Berliner Überlieferung gelangt sind. So haben sich zum Beispiel mehrere interessante Dokumente über Adolf Hitler, der einige Zeit in Linz gelebt hat und dort zur Schule gegangen ist, gefunden. Dies sind Auskünfte von Personen, die in seiner Jugend mit ihm zu tun hatten, z.B. seines Lehrers Dr. Eduard Huemer oder der Nachbarin seiner Mutter (s. das oben abgebildete Dokument)
Das neu erstellte Findbuch zum Bestand des deutschen Konsulats in Linz steht im Lesesaal des Politischen Archivs zur Verfügung; dort kann die Verzeichnung auch elektronisch in der Archivdatenbank durchsucht werden.
Lucia van der Linde
Guten Tag, Frau van der Linde,
Ihre Arbeit im P Archiv des AA wird in der Arbeit “Auch im Krieg schweigen die Musen nicht” (Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen, 2001) von Frank-Rutger Hausmann auf S. 12, Fußn. 1 positiv erwähnt. Dort werden die Bestände R 64287-64384 (in 97 Faszikeln) historisch als relativ unbedeutend genannt. Gleichwohl interessiert mich, ob ich dort Hinweise auf die Tätigkeit meines am 14.9.1969 verstorbenen Vaters, Dr. Karl Heinz Brandenburg, finden könnte. Dieser hat nach eigenen Aussagen, wie ich seiner “Entnazifizierungsakte” entnehmen konnte, von 1941 bis 1944 als Wissenschaftlicher Assistent unter Hans Freyer am DWI Budapest gearbeitet.
Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir einen entsprechenden Hinweis geben könnten.
Mit freundlichen Grüßen
Thomas Brandenburg, Hamburg
Sehr geehrter Herr Brandenburg,
Ihre Anfrage ist beim Politischen Archiv eingegangen. Sie erhalten dazu demnächst eine Auskunft per E-Mail.
Mit freundlichen Grüßen
Politisches Archiv des Auswärtigen Amts