Alle Beiträge von Dirk Ullmann

Neue Ausstellung des Archivs der Berliner Philharmonie

In Erinnerung an den kürzlich verstorbenen Seiji Ozawa (1.9.1935 – 6.2.2024) und seine 50jährige Verbundenheit mit der Berliner Philharmonie sind vom Archiv beeindruckende Exponate mit einem erläuternden Text von Dr. Nicole Restle zusammengestellt worden. Die kleine Ausstellung im Südfoyer des Scharoun-Baus kann vor Konzertbeginn oder während der Konzertpause besichtigt werden.

Der weltbekannte japanische Dirigent Seiji Ozawa gab nahezu zeitgleich mit Claudio Abbado sein Debüt bei den Berliner Philharmonikern. Beide waren Entdeckungen Herbert v. Karajans. Der als „Hunderttausend-Volt-Dirigent“ bekannte Ozawa wurde 2016 von den Berliner Philharmonikern anlässlich des 50jährigen Jubiläums ihrer Zusammenarbeit zum Ehrenmitglied ernannt.

Wer darüber hinaus mehr über das Archiv der Berliner Philharmoniker sowie deren langjährige ehrenamtliche Betreuerin Jutta March erfahren möchte, kann dies mit dem online verfügbaren Beitrag „Giftzwerge, bockspringende Philharmoniker und andere Schätze“ tun.

https://berliner-philharmoniker.de/stories/archiv-der-berliner-philharmoniker/

Zum Gedenken an Siegward Lönnendonker (18.4.1939 – 3.9.2022)

In der aktuellen Ausgabe der „Zeitschrift des Forschungsverbundes SED-Staat“ (50/2023, S. 149 – 151) erinnert Jochen Staadt an den im September 2022 verstorbenen Gründer des sogenannten APO-Archivs. Seit Mitte der 1960er Jahre sammelte Siegward Lönnendonker Flugblätter von den Mensa-Tischen der Freien Universität Berlin. Damit legte er den Grundstock eines Archivs an, das sich später zu einer historisch einzigartigen Überlieferung zur 68er Studentenbewegung resp. Außerparlamentarischen Opposition entwickelte. Heute bildet diese Sammlung ein eigenes Archiv im FU-Universitätsarchiv. Ein seinerzeitiger Nachruf der Archivleiterin Birgit Rehse ist hier erschienen: https://www.fu-berlin.de/sites/uniarchiv/fugeschichte/archivschaufenster/Loennendonker/index.html.

Gedenk-Website zum Sportfotografen Heinrich von der Becke (1913 – 1997)

Der Berliner Heinrich von der Becke (1913 – 1997) gilt unbestritten bis heute zu den profiliertesten Sportfotografen. Anlässlich seines 110. Geburtstages macht der in Halle (Westfalen) lebende Sohn Ludwig etwa 400 bedeutende Sportfotografien seines Vaters im Internet zugänglich (www.vonderbecke.de). Überdies sind lesenswerte Beiträge über Leben und Werk Heinrich von der Beckes (u. a. aus der Feder des renommierten Berliner Sporthistorikers Manfred Nippe) hinterlegt. Als akkreditierter Fotograf nahm er an 15 Olympischen Sommer- und Winterspielen sowie unzähligen weiteren herausragenden Sportveranstaltungen teil. Das fotografische Vermächtnis Heinrich von der Beckes setzt sich aus etwa 1,2 Millionen Negativen sowie ca. 65.000 s/w-Abzügen zusammen. Der Nachlass wird im Sportmuseum Berlin verwahrt. Eine Rezension hat Detlef Kuhlmann in der “DOSB-PRESSE. Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes” Nr. 20 vom 16. Mai 2023 (S. 27f.) verfasst.

„Gläserne“ Tanzgeschichte nun digital

Durch eine Schenkung des Archivs des Dokumentationszentrums Flucht, Vertreibung, Versöhnung der gleichnamigen Bundestiftung kamen im August 2022 69 Glasplatten (überwiegend Glaspositive) mit einzigartigen tanzgeschichtlichen Motiven ins Archiv des Landestanzsportverbandes Berlin. Sie waren lange Jahre Bestandteil der Sammlung der Stiftung Deutschlandhaus, die sich bis 1999 am heutigen Standort des Dokumentationszentrums befand. Diese Glasplatten bildeten – gemäß der handschriftlichen Beschriftung auf dem ursprünglichen Karton – die illustrierte Grundlage eines Vortrages von Elsa Schwahn mit dem Titel „Der Tanz im Wandel der Zeiten“. Bislang ist über das Leben der Referentin wenig bekannt. Nachweisbar sind lediglich einige Beiträge in den Zeitschriften „Der Tanz“ bzw. „Die elegante Dame“ aus den 1930er Jahren. Zeitlich eingrenzen lässt sich die vorliegende Glasplatten-Sammlung gemäß Poststempel auf den 13. Oktober 1946. Deren ursprüngliche Provenienz scheint das Institut für wissenschaftliche Projektion in Berlin (Universitätsstraße 36) gewesen zu sein. Ein Archiv-Dienstleister aus dem Berliner Umland übernahm im September 2022 die fachgerechte Verpackung der 10 x 8,5 cm großen Glasplatten, während das Mannheimer Partner-Unternehmen den Bestand digitalisierte. Das Archiv des Dokumentationszentrums Flucht, Vertreibung, Versöhnung kann nun ebenso auf die Digitalisate zugreifen.

„Archivkultur. Bausteine zu ihrer Begründung“

Der Leiter des Archivs der Universität der Künste Berlin, Dr. Dietmar Schenk, hat nach seiner „Kleinen Theorie des Archivs“ (2. überarbeitete Aufl. 2014) eine weitere archivwissenschaftliche Abhandlung im Franz Steiner Verlag vorgelegt. Sie trägt den Titel „Archivkultur. Bausteine zu ihrer Begründung“.

Im Verlagsprospekt heißt es:

„Dietmar Schenk misst den Erfahrungs- und Handlungsspielraum des Archivierens in seiner ganzen Weite aus. Dabei finden neben den institutionellen Archiven auch die zahlreichen, eher kleinen persönlichen Archive Beachtung, in denen Spuren vergangenen Lebens wie Briefe, Tagebücher und Fotoalben bewahrt werden. Außerdem fragt Schenk, was eine ‚gute‘ Praxis des Archivierens ausmacht. Denn Archivkultur ist eine Wirklichkeit, verbindet sich aber auch mit einem Anspruch.“

ISBN 978-3-515-13164-3 kartoniert, 2022, 214 Seiten, 42 €

https://www.berlinerarchive.de/wp-content/uploads/2022/08/Archivkultur.pdf

Ebenso machte Dietmar Schenk 2018 die originalen Manuskripte von Adolf Brenneke (1875 – 1946) unter dem Titel „Gestalten des Archivs. Nachgelassene Schriften zur Archivwissenschaft“ zugänglich.

https://hup.sub.uni-hamburg.de/oa-pub/catalog/book/159

Fünf weitere Berliner Archive vernetzen sich zur Notfallvorsorge – Bericht zum ersten Treffen

Das Archiv der DDR-Opposition der Robert-Havemann-Gesellschaft lud am 6. Juli 2022 Kolleginnen und Kollegen vier nichtstaatlicher Häuser (Archiv der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung, Archiv für Diakonie und Entwicklung, Archiv Grünes Gedächtnis der Heinrich-Böll-Stiftung und Archiv des Schwulen Museums) zum ersten Gedankenaustausch „Planung eines Notfallverbundes“ in die Ruschestraße 103. Eine entsprechende Initiative liegt schon über zwei Jahre zurück. Aufgrund der pandemischen Lage mussten jedoch mehrere organisatorische Anläufe genommen werden. Freilich ist dies nicht der erste Notfallverbund-Ansatz in der Bundeshauptstadt. So existiert neben zwei Notfallverbünden („Berlin-Brandenburg“, „Kulturgut des Landesverbandes der Museen Berlin e.V.“) seit 2018 eine „Notfallgruppe Berliner Archive“, bestehend aus dem Archiv des Katholischen Militärbischofs, den Universitätsarchiven der Freien Universität sowie der Technischen Universität Berlin, dem Archiv der Max-Planck-Gesellschaft und dem Archiv der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Doch zurück zur neuen, organisatorisch noch am Anfang stehenden Allianz: Rebecca Hernandez Garcia, Leiterin des Archivs der DDR-Opposition der Robert-Havemann-Gesellschaft, führte zunächst gemeinsam mit Christoph Stamm die Teilnehmerinnen und Teilnehmer durch verschiedene Etagen und Räume des Archivs, um gleich den praktischen Eindruck vor Ort zu vermitteln. Anschließend gab es einen dreistündigen Austausch. Im Mittelpunkt stand die Präsentation und Diskussion von Fragebögen. Sie beinhalteten allgemeine Informationen zu den beteiligten fünf Archiven, deren Lage, Struktur und Ausstattung, Angaben zu Beständen und bereits vorhandene Vorsichtsmaßnahmen (bspw. Notfallboxen, Thermohygrometer oder Notfallpläne).

Wie geht es nun weiter? Das Archiv für Diakonie und Entwicklung wird am 8. November 2022 das zweite Treffen veranstalten. Die Palette der in der Diskussion angesprochenen Themen bietet genügend Anknüpfungspunkte. Spannend bleibt in diesem Zusammenhang die grundsätzliche Frage, wie sich Notfallverbände aufstellen sollten, d. h. nach geografischem oder inhaltlichem Bezug.