Hitlers Helfer vom Archiv, unter diesem Titel sendete der Deutschlandfunk vor kurzem einen hörenswerten Beitrag über den Bestand “Kirchenbuchstelle Alt-Berlin” im Evangelischen Landeskirchlichen Archiv in Berlin. Diese Einrichtung wurde 1936 auf Intitiative des Pfarrers Karl Themel gegründet, der zu einem glühenden Nationalsozialisten avanciert war und Leiter der neuen Behörde wurde.
Die Kirchenbuchstelle mit Sitz im Gemeindehaus der Georgenkirche undzeitweilig über 30 Mitarbeitern sollte alle Kirchenbücher der Altberliner Stadtgemeinden zentral erfassen und eine Gesamtkartei aller in diesen Büchern vorkommenden Namen anlegen. Doch Themel ließ seine Mitarbeiter die Karteien zusätzlich gezielt nach Christen jüdischer Herkunft durchforsten und diese in einer extra angelegten Fremdstämmigenkartei erfassen. Er tat das selbstständig, ohne erst Anfragen von Gestapo oder Parteistellen abzuwarten, und gab die Namen an die Verfolgungsbehörden weiter. Damit wurde er aktiver Teil der Verfolgung, denn ohne seine akribische Arbeit wären die Verfolgungsbehörden nicht so einfach an die Namen gelangt.
Die Zeugnisse seines Tuns, u. a. 21 schmale Katalogbändchen mit rund 2.600 Namen, sind heute noch im Evangelischen Landeskirchlichen Archiv einzusehen.
Der Beitrag, in dem auch der Leiter des Archivs Wolfgang Krogel zu Wort kommt, kann hier nachgehört werden. Die Bestandsbeschreibung findet sich hier.
Alle Beiträge von Torsten Musial
Vom Kaufhaus zum Tacheles – Fotografien der Friedrichstraßen-Passage im Technikmuseum
Während aktuell die Gründungsarbeiten für den Neubau auf dem weitläufigen Areal der ehemaligen Friedrichstraßen-Passage an der Oranienburger Straße in Berlin-Mitte voran schreiten, sind Fotos der legendären, 1908 eröffneten, Passage noch bis zum 4. April in einer Ausstellung in der Fotogalerie des Deutschen Technikmuseums zu sehen. Die Ausstellung vermittelt einen Eindruck des riesigen Gebäudekomplexes, der einst die Friedrichstraße und die Oranienburger Straße miteinander verband. Zu sehen sind Fotos, die kurz nach der Eröffnung entstanden sind, aus den dreißiger und schließlich aus den frühen neunziger Jahren, als die einzigen verbliebenen Gebäudeteile an der Oranienburger Straße von Künstlern besetzt wurden und das Künstlerhaus Tacheles entstand. Die Fotos, die hier erstmals gezeigt werden, stammen aus dem Historischen Archiv des Technikmuseums. Informationen zur Schau finden sich auf der Website des Technikmuseums, Berichte bei TV Berlin und in der Berliner Zeitung.
12. Oktober 2016 bis 4. April 2017
Deutsches Technikmuseum, Trebbiner Straße 9
Di–Fr 9–17.30, Sa, So 10–18 Uhr, Eintritt 8/5 Euro
Noch freie Plätze beim KBE: Projekte planen und beantragen bei der KEK
Das Kompetenzzentrum Bestandserhaltung bietet am 21. Februar 2017 erneut den Workshop „Projekte planen und beantragen – aktuelle Förderung der KEK“ an. Die Anträge für das aktuelle Förderprogramm 2017 der KEK müssen bis zum 31. März 2017 abgegeben werden. Der Workshop befasst sich daher ganz konkret mit der Planung, der Beantragung und dem Management von Projekten. Eine Expertin des Projektmanagements und die Kolleginnen der KEK helfen, um Projekte zu entwerfen und im besten Fall direkt für eine diesjährige Förderung einzureichen.
Termin: Dienstag, 21.Februar 2017, 9:30 – ca. 16:30 Uhr
Zentral- und Landesbibliothek Berlin, Breite Str. 30-36, 10178 Berlin, Seminarraum 334 (Eingang: Schlossplatz 7, Durchfahrt der Musikhochschule)
Für den Workshop gibt es noch einige freie Plätze. Interessenten melden sich bitte unter kbe@zlb.de an.
Workshop Technische Grundlagen der Digitalisierung
Die Servicestelle Digitalisierung veranstaltet am 6. März 2017 einen Workshop zu den technischen Grundlagen der Digitalisierung. Ziel der Veranstaltung ist es, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer mehr in die technische Seite der Digitalisierung einzuführen. Dadurch sollen diese in die Lage versetzt werden , die Qualität beauftragter Digitalisierungsdienstleistungen zu bewerten.
Der Workshop findet von 10 bis max. 16 Uhr im Seminarraum des Zuse Institute Berlin, Takustraße 7, 14195 Berlin, Eingang Rundbau, Erdgeschoss, Raum 2006 statt. Um eine verbindliche Anmeldung bis zum 26.02.2017 über digis@zib.de wird gebeten.
Dokumentation der Konferenz “Zugang gestalten!” 2016 online
Die Dokumentation der letztjährigen Konferenz “Zugang gestalten!” am 17. und 18. November 2016 im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart in Berlin ist online. Wer nicht selbst dabei sein konnte, kann sich nun auf der Website der Konferenz einzelne Konferenzbeiträge ansehen oder anhören. Ergänzt wird das Angebot durch Fotos und einen Medienspiegel.
Die nächste Konferenz “Zugang gestalten!” findet am 19. und 20. Oktober 2017 in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main statt.
Entwurf des Bundesarchivgesetzes heute in zweiter und dritter Lesung
Heute nachmittag gegen 16 Uhr wird der Deutsche Bundestag nach zweiter und dritter Lesung über den Gesetzentwurf zur Neuregelung des Bundesarchivrechts abstimmen. Neben zahlreichen positiven Änderungen enthält der Entwurf auch Passagen, die von zahlreichen Experten wie Historikern, Wissenschaftlern und Archivaren, dem Netzwerk Recherche, den Journalistengewerkschaften DJV und DJU und der Opposition stark kritisiert werden. Erst in den letzten Tagen gab es wieder zahlreiche Äußerungen in den Medien wie der Süddeutschen Zeitung, der FAZ, bei Bild, im Deutschlandradio und im SWR. Neben der Tatsache, dass der Gesetzentwurf in mehreren Punkten hinter die geltenden Landesarchivgesetze zurückfällt, geht es dabei hauptsächlich um die geplante Ausnahmeregelung für Geheimdienste. Diese bräuchten dem Bundesarchiv danach nur noch Akten zu übergeben, wenn ihrer Meinung nach „zwingende Gründe des nachrichtendienstlichen Quellen- und Methodenschutzes sowie der Schutz der Identität der bei ihnen beschäftigten Personen einer Abgabe nicht entgegenstehen.“
Trotz der starken Kritik auch aus den eigenen Reihen, wie von der Bundesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit Andrea Voßhoff (CDU), halten CDU/CSU und SPD an an den umstrittenen Passagen im Gesetz fest. Wer die Debatte live verfolgen will, hat dazu im Parlamentsfernsehen ab 15.55 Uhr die Möglichkeit.
Nachlass von Alexander von Humboldt digitalisiert und online zugänglich
Der Nachlass des Naturforschers und Entdeckers Alexander von Humboldt ist jetzt digitalisiert und online zugänglich. In einem dreijährigen Forschungsprojekt wurden von der Berliner Staatsbibliothek sämtliche Unterlagen in rund 75.000 Bildern digital erfasst. Dazu gehören auch die 2013 angekauften berühmten amerikanischen Tagebücher Humboldts, in denen er während seiner Entdeckungsreise durch Mittel- und Südamerika zwischen 1799 und 1804 auf 4.000 eng beschriebenen Seiten seine Notizen schrieb.
Das Digitalisierungsprojekt ist eine Kooperation mit der Universität Potsdam. Auch die Biblioteka Jagiellońska in Krakau stellte dafür ihren Teil des Nachlasses zur Verfügung, der etwa die Hälfte aller Materialen umfasst. Diese befinden sich seit der Auslagerung nach Schlesien während des Zweiten Weltkrieges in Polen.
Die Materialien sind auch im Verbundkatalog für Nachlässe und Autographen Kalliope recherchierbar.
Am 17. und 18. Januar wird das Projekt in einer Abschlusskonferenz in Berlin vorgestellt.
Veranstaltung in der BStU: Recherche für einen Dokumentarfilm
Bluesmessen in Ost-Berlin, kritische Liedermacher und Punk-Konzerte unter dem schützenden Dach der Kirche – der Film „Im Namen des Herrn – Kirche, Pop und Sozialismus“ (2013) geht der Frage nach, wie weit Popmusik und Kirche in der DDR verflochten waren. Der Film basiert ganz wesentlich auf Recherchen im Stasi-Unterlagen-Archiv.
Am Dienstag, den 31. Januar 2017, um 18.00 Uhr spricht Dagmar Hovestädt (BStU) mit dem Dokumentarfilmer Tom Franke (armadaFilm) über den Weg von der Antragsstellung über die Recherche zum fertigen Film.
Die Veranstaltung ist Teil der Reihe “Quelle: Stasi-Unterlagen-Archiv”. Darin erläutern Archivare, Rechercheure und Forscher die Arbeit mit dem Archivgut der DDR-Geheimpolizei.
Veranstaltungsort: Ehemalige Stasi-Zentrale, Ruschestraße 103, 10365 Berlin. Der Eintritt ist frei. Der Film ist auch auf DVD erschienen und kann bei der Stiftung Aufarbeitung erworben werden.
Berliner Forscher legen Archiv zu syrischen Kulturstätten an
Gemeinsam mit syrischen Experten erstellen deutsche Wissenschaftler derzeit eine Datenbank, in der die kriegsbedingten Schäden in Aleppo systematisch erfasst werden. Das Projekt wird von der Gerda Henkel Stiftung gefördert und baut auf einer Archivdatenbank auf, die seit 2013 mit Hilfe des Auswärtigen Amts am Museum für Islamische Kunst und am Deutschen Archäologischen Institut entsteht. In diesem „Syrian Heritage Archive Project“ sind inzwischen über 150.000 Dokumente, Karten, Fotografien und Zeichnungen zu syrischen Kulturstätten digital erfasst, die auch bald online zugänglich sein sollen. Weitere Einzelheiten kann man einem Bericht des Tagesspiegel entnehmen.
Berlin lebt auf — Fotos von Eva Kemlein in der Neuen Synagoge
“Berlin lebt auf!” lautete die Schlagzeile der ersten Ausgabe der Berliner Zeitung am 21. Mai 1945. Das traf auch auf Eva Kemlein zu, deren Fotos damals in der Berliner Zeitung veröffentlicht wurden. Die letzten Kriegsjahre hatte sie im Unter-grund, zuletzt in einem Schöneberger Keller, überlebt. Bereits zuvor hatte sie fotografiert, aber jetzt wurde sie zur Chronistin der Berliner Nachkriegszeit. Ihre Bilder aus dem zerstörten Berlin, ihre Porträts der Überlebenden prägten das Gedächtnis der Nachkriegszeit. Ihr meistfotografiertes Motiv war das Berliner Stadtschloss bis zu seiner Sprengung 1950. Berlin lebt auf — Fotos von Eva Kemlein in der Neuen Synagoge weiterlesen