“Digitalisiert – was nun?” war die zentrale Frage des zweiten Workshops der Theaterhistorischen Sammlungen der Freien Universität Berlin. Er sollte u. a. die Befürchtung mancher Archive thematisieren, durch eine Digitalisierung ihre „Kundschaft“ zu verlieren.
Die Theaterhistorischen Sammlungen der Freien Universität Berlin beteiligen sich in diesem Jahr an dem Förderprogramm des Landes Berlin mit einem Projekt zum Nachlass Traugott Müller (1895-1944). 2015 erhielten sie im Rahmen des Förderprogramms zur Digitalisierung von Objekten des kulturellen Erbes den Zuschlag für die Digitalisierung des Nachlasses des Bühnenbildners Traugott Müller. Damit verbunden war die Auflage, zwei Workshops zum Thema Digitalisierung durchzuführen und Handlungsempfehlungen zu erarbeiten, die allen theatersammelnden Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden. Der erste Workshop fand am 9.10.2015 statt.
Zunächst wurde den Fortschritt des Digitalisierungsprojekts Traugott Müller berichtet. Der Umfang ist eher überschaubar: 255 Bühnenbilder, 170 Kostümfigurinen, 20 Architekturpläne, 1 Plakat und 188 Fotos. Da Müller bereits 1944 verstarb, sind seine Entwürfe inzwischen rechtefrei und können online gestellt werden. Die Urheberrechtssituation bei den Szenenfotos ist nicht so einfach. Daher wurden nur die Fotos digitalisiert, bei denen die Rechte eingeholt werden konnten. In der Verzeichnung wurden nur die verwertbaren Fotos erfasst, was ich für bedenklich halte: mit welchen Filtern wird da historische Überlieferung betrieben?
Ein großes Augenmerk galt der Verschlagwortung. Es wurde ein kontrolliertes Vokabular angestrebt. Da die Bearbeiterin aus dem kunsthistorischen Bereich stammt, arbeitete sie jedoch mit den dort gebräuchlichen Thesauri. Beim Theater deckt man da nur die bildnerische Seite ab. Es wurden unterschiedliche Beschreibungssysteme diskutiert wie z. B. die Einordnung einer Inszenierung als Objekt oder als Ereignis – die Diskussion ist noch im Gange!
Margit Schild vom Theatermuseum der Landeshauptstadt Düsseldorf stellte die gemeinsame Datenbank der kulturellen Gedächtnisinstitutionen in Düsseldorf, genannt d’kult, vor. In einer gemeinsamen Datenbank verzeichnen darin das Theatermuseum, das Filmmuseum und noch andere städtische Einrichtungen Düsseldorfs ihre Archivalien, wobei es natürlich gerade dann bei den Begrifflichkeiten unüberbrückbare Unterschiede gibt. Für die Langzeitarchivierung sorgt das Bundesland NRW.
Vertreter des Konrad-Zuse-Instituts sprachen über die digitale Langzeitarchivierung und ihren „Supercomputer“. Unter Langzeitarchivierung verstehen die Fachleute dort v .a. eine Konvertierung in neue Datenformate – also ein für uns nicht absehbarer Aufwand, der dort als Serviceleistung angeboten wird. Zum Schluss stellte Almut Wedekind vom Theaterwissenschaftlichen Institut das Wiki zum Projekt vor und Harald Müller erläuterte die urheberrechtliche Situation bei der Veröffentlichung von Digitalisaten.
Stephan Dörschel