Das Landesarchiv Berlin präsentiert noch bis zum 26. Februar 2017 eine Auswahl aus dem vier Jahrzehnte umfassenden Werk des Architekturfotografen Otto Hagemann (1884 – 1974). Seine zwischen 1905 und 1960 entstandenen Aufnahmen entfalten ein von altdeutscher Vorkriegsszenerie bis zur Nachkriegsmoderne in West-Berlin reichendes Spektrum. Neben den Fotografen Arthur Köster und Max Krajewsky ist er einer der Chronisten des Neuen Bauens. Otto Hagemann zählt damit zu den großen deutschen Architekturfotografen.
Auf Reisen für die Staatliche Bildstelle zwischen 1921 und 1932 fixierte Hagemann die Formensprache gotischer Kathedralen, Schlösser und Ordensburgen in Schlesien, Ostpreußen, Westpreußen, Pommern und Mecklenburg oder dem Rheinland. Nach seiner Entlassung 1932/33 zählten zu Hagemanns Auftraggebern große Berliner Wohnungsbaugesellschaften, etwa die Gemeinnützige Heimstätten- Spar- und Bauaktiengesellschaft (GEHAG) oder die Gemeinnützige Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft (GSW) und die Architekten Max und Bruno Taut, deren Arbeiten und Modelle er quasi als Hausfotograf ablichtete.
Die meisten Aufnahmen entstanden mit einer 18 x 24 cm Plattenkamera, die nur mit Stativ genutzt werden konnte. Die beschichtete Glasplatten gaben der Ausstellung auch den Titel: Architektur auf Glas. Hagemanns Bildstil, dem man die Herkunft aus den Standards der preußischen Photogrammetrie ansieht, zeichnete sich zunehmend durch moderne fotografische Ästhetik aus. Mit der Kamera erfasste er den Rhythmus der Fassaden und die Harmonie der Baukörper. Er verband hohe technische Qualität mit künstlerischer Freiheit, in dem er Licht, Schatten und Spiegelungen gestalterisch einsetzte.