Die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur hat eine neue Vortragsreihe zur Treuhand gestartet. Der erste Vortrag am 6. Juli 2020 widmete sich konkret den Treuhandakten. Frau Dr. Maria von Loewenich vom Bundesarchiv berichtete unter dem Titel „Fakten, Fakten, Fakten? – Die Akten der Treuhandanstalt im Bundesarchiv“ u. a. über die Zugangsmöglichkeiten, Bewertungsfragen und die Struktur der Überlieferung. Einen Mitschnitt dieser Veranstaltung kann man hier ansehen.
Am 20. Juli 2020 sprach Rainer Karlsch vom Institut für Zeitgeschichte über das Versprechen des damaligen Bundeskanzlers Helmut Kohl am 10. Mai 1991 in Schkopau, die Werke des mitteldeutschen Chemiedreiecks zu erhalten und die Eierwürfe auf ihn Stunden später in Halle. Beide Ereignisse markierten die Spannweite zwischen Hoffnung und Enttäuschung in Ostdeutschland. Ein erster Schritt zur Restrukturierung der chemischen Industrie stellte der Leuna-Minol-Vertrag vom Januar 1992 dar. Es handelte sich um die größte Investition eines französischen Unternehmens in Ostdeutschland. Der Neubau der Raffinerie war höchst umstritten, wurde von einer Schmiergeldaffäre überschattet und von der Konkurrenz bekämpft. Ohne es offen zu sagen, betrieb die Treuhandanstalt in diesem Fall aktive Strukturpolitik. Inzwischen gehört der Chemiepark Leuna zu den modernsten Standorten in Europa. Auch diesen Vortrag kann man sich hier ansehen.
Als nächster wird am 3. August 2020 Christian Rau vom Institut für Zeitgeschichte sprechen. Sein Vortrag trägt den Titel “Natürliche Gegner? Die Treuhand und die Gewerkschaften in der Geschichte des ostdeutschen Transformationsprozesses”.
Das Gesamtprogramm der Veranstaltungsreihe finden Sie hier, einen Livestream unter www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/de/treuhand-live.
Matthias Buchholz